Verein für Heimatpflege EPFENBACH e.V.
Anno 1975

Ortsrundgang


"In unserer schnelllebigen Zeit tut es gut, einmal still zu halten und einen Blick in die Vergangenheit zu richten... Leider werden die alten Häuser aus den früheren Jahrhunderten im Dorf immer weniger. Damit schwindet Stück um Stück der dörflichen Romantik..." schreibt Emil Zapf, der Heimatforscher und Verfasser des Heimatbuches "Epfenbach" im Jahr 1969. Der Verein für Heimatpflege hat im Jahr 1995 einige der älteren Gebäude ausgewählt, die eine besondere Bedeutung für unseren Ort haben. Sie erhielten Informationstafeln mit entsprechender Beschreibung...


Das Rathaus


Im Jahr 1845 konnte die Gemeindeverwaltung in das größere neu erbaute Rathaus einziehen. Dies war das dritte Rathaus, das im Ort gebaut wurde. Das bisherige Gebäude (das "zweite" Rathaus auf dem heutigen Marktplatz, etwa 1720 erbaut) war durch das Anwachsen der Einwohnerschaft zu beengt, zu veraltet und außerdem schon recht baufällig geworden. Der Neubau entstand an der Hauptstraße, dort, wo sich das damalige evangelische Schulhaus befand. Das Gebäude besaß einen Glockenturm, in dem eine kleine Glocke wohl als Feuermelder diente, wahrscheinlich wurde auch das Tag- und Nachtläuten vom Nachtwächter mit dieser Glocke durchgeführt. Später waren dort eine Sirene für Luftalarmmeldungen und ein Lautsprecher für wichtige Durchsagen montiert. Die Ansagen eröffnete der Ratsschreiber Schumacher mit den Worten "Achtung, Achtung, hier spricht das Rathaus".
Nach mehr als 120 Jahren seines Bestehens war das inzwischen alt gewordene Rathaus den gestiegenen Anforderungen wieder nicht mehr gewachsen. Im Jahr 1965 wurde mit der Erweiterung begonnen, zunächst wurde das neue Feuerwehrgerätehaus mit dem darüber liegendem Bürgersaal angebaut, im Anschluß daran konnte 1966 mit dem Umbau des Hauptgebäudes begonnen werden, das 1967 fertig gestellt wurde. Ein erneuter Umbau für ein "barierefreies" Rathaus fand im Jahr 2018 statt. Am 05. Mai 2019 fand eine offizielle Einweihung mit Unterstüzung der Vereine im Ort statt.


Der Kreuzweg


So sahen sie aus, die beiden Winterlinden am Kreuzweg, bevor sie durch einen schweren Sturm im Juni 2002 stark beschädigt wurden. Diese Baumgruppe war in den Katalog der Naturdenkmäler aufgenommen worden. Der alte Brunnen ist im Dunkel der Blätter leider nur schlecht zu erkennen. Der schwere Sturm hatte die Bäume stark geschädigt, der rechte Baum musste komplett entfernt werden, beim linken hoffen wir auf eine Regeneration. Inzwischen wurde rechts eine neue - noch kleine - Linde gepflanzt. Dazwischen wurde der Dorfbrunnen neu aufgebaut, und die "Rentnerbank", auf der sich - nicht nur - ältere Einwohner gelegentlich zu einem Plausch treffen, kann wieder genutzt werden.


Das älteste Haus

Vom Rathaus aus stößt man zum "Kreuzweg", wo sich die Straßen von Heidelberg nach Sinsheim und von Mosbach nach Meckesheim treffen.

Hier steht das wohl älteste Haus, (Treibel/Fischer), das zusammen mit dem Jungmann'schen Haus in der Friedhofstraße die Feuersbrunst 1622, entfacht durch die Tilly'schen Truppen, als eins der wenigen Häuser überstand. (Epfenbach war auch nach dem 30-jährigem Krieg, insbesondere um die Jahrhundertwende 1800, mehrfach von fremden Truppen besetzt und ausgeraubt worden)


Die (ehemaligen) Gasthäuser

Drei Gasthäuser standen in früheren Zeiten hier am Kreuzweg dicht nebeneinander: das Gasthaus "Zum Adler", daneben das Gasthaus "Zum roten Ochsen" und daran anschließend das "Zum Löwen". Das gute Geschäft machten sie unter anderem mit den "Schiffsreitern" (=Treidlern), die auf dem Rückweg vom Neckar bei Heilbronn nach Heidelberg waren und hier einkehrten. So viele Gasthäuser beieinander konnten sich aber auf Dauer nicht halten, und so blieb an dieser Stelle nur noch das Gasthaus "Zum roten Ochsen" übrig.


Epfenbach verfügte danach auch weiter über viele Gastwirtschaften, allerdings sind von diesen heute nur noch drei in Betrieb. Das Gasthaus "Zur Linde" wurde im Jahr 2011 geschlossen, und auch "Zum roten Ochsen" ist jetzt zu. Am Marktplatz ist die "Krone" in Betrieb. Und in der Neidensteiner Straße befindet sich die gut eingeführte Pizzeria "Calabria". Leider wurde auch das Gasthaus "Hirsch" im Jahr 2014 geschlossen.


Das evangelische Pfarrhaus - alt und neu

Gegenüber dem Gasthaus "Zum Roten Ochsen" steht das alte evangelische Pfarrhaus, das Geburtshaus von Carl Ullmann (Professor an den Universitäten Heidelberg und Halle, Oberkirchenratsdirektor und Prälat der evangelischen Kirche in Baden). Von 1894 bis 1911 befand sich hier eine Arztpraxis. Heute ist es in Privatbesitz.
Neben dem alten liegt das neue evangelische Pfarrhaus. Es wurde 1895 unter dem Pfarrer Ernst Schober durch die Stiftsschaffnei Mosbach erbaut. Von hier aus wird auch die evangelische Gemeinde Spechbach betreut.


Volksschule (1910 bis 1971)

Im Jahr 1876 wurde auch für Epfenbach die so genannte Simultanschule, mit gemeinsamem Unterricht, aber getrennten Religionsstunden für verschiedene Konfessionen, eingeführt. Wegen der Zunahme der Einwohnerschaft und der Schüler hat man im Jahr 1910 diese neue Volksschule am Müllerweg (Straße nach Eschelbronn) gebaut. Unterrichtet wurde hier bis 1971. 

Zwischenzeitlich war die alte Schule in Epfenbach ein Erholungsheim der Arbeiterwohlfahrt des Rhein-Neckar-Kreises. 

Heute befindet sich das Gebäude und das dazugehörige Grundstück in Privatbesitz. Es wurde im Jahr 2019 grundsaniert. Es befinden sich nun wunderschöne Wohnungen in dem denkmalgeschützten ehemaligen Schulgebäude.


Die beiden alten Schulen bis 1910

In der Hauptstraße steht die alte evangelische Schule (linkes Bild), Baujahr 1838. Die Schule war hier bis 1910 in Betrieb, danach gab es auch hier Lehrerwohnungen. Im Jahr 1968 hat der Heimatverein hier mit dem Aufbau des Heimatmuseums begonnen, bis die Sammlung 1989 in den Fronhof übersiedelte.

Geht man in die kleine Verbindungsstraße "Anlage" hinein, gelangt man zu der alten katholischen Schule (rechtes Bild), die von 1847 bis 1910 die katholischen Kinder aufnahm. Später war sie Lehrerwohnhaus und "Zigarrenfabrik". Während des zweiten Weltkrieges befand sich hier ein Außenlager des Reiß-Museums Mannheim. Danach war hier eine Arztpraxis. Das Haus ist heute privat bewohnt. 



Die Marienkapelle (alte kathoische Kirche)


Diese kleine Kirche wurde von der katholischen Gemeinde im Jahr 1742 an der Stelle errichtet, wo vorher das "erste" Rathaus stand. Sie war seitdem die katholische "Johannes-Kirche", heute Marienkapelle. 1836 wurde sie erweitert und diente der Gemeinde bis 1963 als Gotteshaus. Heute ist sie in Privatbesitz


Die evangelische Kirche

Die erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrkirche stammt aus dem Jahr 1338, diese war "Johannes dem Täufer" geweiht.  Im Frühjahr 1833 wurde diese alte Kirche abgerissen. Der Friedhof, der sich bis zu dieser Zeit neben der Kirche befand, wurde in Richtung Lobbach-Waldwimmersbach verlegt.

Die neue Evangelische Kirche wurde am 13. November 1836 eingeweiht. In ihrem Turm hingen drei Glocken, die nach den Weltkriegen jeweils wieder erneuert wurden. Die heute zu hörenden stammen aus der Heidelberger Glockengießerei Schilling. Die denkmalgeschützte Orgel wurde 1836 von Overmann aus Heidelberg erbaut, 1964 umgebaut und 1997 teilrestauriert. Der Innenraum wurde vor einigen Jahren renoviert, und so stellt sich heute die Kirche in einer schönen Innenansicht dar.


Der Marktplatz

Der Marktplatz liegt in der Kernzelle des Dorfes. Betritt man ihn von der Waldwimmersbacher Straße aus, so sieht man links die Evangelische Kirche, die sich mächtig über der Fläche des Platzes erhebt. Rechts steht die alte Zehntscheuer, schön weiß verputzt. Die Zehntscheuer auf einer älteren Aufnahme, 1742 vom Kloster Lobenfeld erbaut, 1818 erneuert, heute in Privatbesitz. Kurz hinter dem Marktplatz lag, schon an der Straße nach Reichartshausen, die traditionsreiche Gaststätte "Zum Hirsch", in der man früher noch den Friseur und gar eine Zigarrenfabrik finden konnte. Heute ist diese leider geschlossen und das Gäude befindet sich in Prvatbesitz. In der Nähe der Kirche ist das älteste Gasthaus Epfenbachs zu finden, die "Krone".


Dorfbrunnen

In den Jahren 1925/26 wurde die zentrale Wasserversorgung eingeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt holten sich die Einwohner das Wasser aus den verschiedenen Brunnen. Die gab es als "laufende" oder als "Pump-" Brunnen. Es gab öffentliche Dorfbrunnen und private Brunnen, die hauptsächlich bei den Gaststätten und Landwirten zu finden waren. Heute sind noch 4 laufende Brunnen in Betrieb, die an öffentlichen Plätzen installiert sind. Ihr Wasser kommt nach wie vor aus dem Epfenbacher Quellgebiet.


Die katholische Kirche

Seit 1743 benutzten die Katholiken die kleine Marienkirche in der Ortsmitte. Sie wurde zwar 1836 erweitert, aber sie reichte im 20. Jahrhundert dann doch nicht mehr aus. Zeitweise mussten sogar zwei Gottesdienste für die inzwischen auf ca. 900 Katholiken angewachsenen Gemeinde abgehalten werden. So wurde der Bau einer neuen Johannes-Kirche auf dem Gewann "Knappenjockel", einem hoch gelegenen Platz, durchgeführt. Der imposante Bau wurde 1963 fertig gestellt. Ungewöhnlich bei dieser Kirche ist, dass es einen Mittelgang, aber keinen mittleren Eingang gibt. Dadurch entstand Raum für eine Taufkapelle unter der Orgelempore. Die zweimanualige Orgel wurde durch die Firma Steinmeyer in Öttingen/Bayern gefertigt (Opus 2366), am 3. Adventsonntag 1981 erfolgte die feierliche Orgelweihe. "Der Organist der Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg, Herr Peter Schumann, hat die Orgel meisterhaft gespielt und das neue Orgelwerk den Gläubigen aufs beste vorgestellt." So besitzen die katholischen Christen nun ein ehrwürdiges Kirchengebäude von besonderer Individualität. Seit dieser Zeit finden in dem auch akustisch meisterlich gelungenem Raum häufig Orgel- und Orchesterkonzerte (z.B. anläßlich der Orgelreise des Rhein-Neckar-Kreises mit der Jungen Philharmonie) und andere musikalische Darbietungen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, insbesondere zur Weihnachtszeit, statt.


Der Friedhof

Auf dem Kirchhügel in der Ortsmitte lag zwischen Zwinger und der Johannes-Kirche der Kirchhof (Friedhof). Anlässlich des geplanten Neubaus begann man im Jahr 1830 die Gebeine der hier beerdigten Epfenbacher Vorfahren auf den neuen Friedhof umzubetten, der (damals) weit draußen an der Straße nach Waldwimmersbach eingerichtet wurde. Die Friedhofskapelle wurde 1968/69 erstellt. In den Glockenturm wurde die kleine Glocke der alten katholischen Kirche montiert, die 1791 von der Gießerei Anselm Speck, Heidelberg, "der Catholischen Gemeind zu Aepfelbach" gegossen wurde. Wegen einer Beschädigung im Glockenmantel wurde sie im Jahr 2008 gegen eine neue Glocke ausgetauscht.
Foto ganz rechts: alte Glocke, restauriert von Karl Czemmel - Vereinsmitglied.


Der Fronhof / Heimatmuseum

Der Fronhof wurde ursprünglich vom Kloster Lobenfeld im 15. Jahrhundert gebaut. Zu Beginn des 30-jährigen Krieges war er im Besitz der Gebrüder Hans und Simon Zapf. Das Haus hat den Krieg aber nicht überdauert. Das heutige Gebäude entstand erst etwa 70 Jahre später (im Balken eingeschnitzt: Jahreszahl 1718). Heute ist es im Besitz der Gemeinde und beherbergt das Heimatmuseum.

Dorfansichten

"Leider wird die Zahl der alten Häuser aus vergangenen Jahrhunderten immer kleiner", so steht es in der Dorfchronik. Dem Trend, Neues zu schaffen, können wir uns nicht entgegensetzen. Dennoch ist vieles aus früheren Jahren erhalten geblieben, liebevoll gepflegt oder ideenreich umgestaltet worden. Beim Ortsrundgang trifft man immer wieder auf idyllische Straßenzüge und schön anzusehende Bauten. Einige sind hier - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - abgebildet.